Naturerfahrungen und Ökologie am campus kinderhaus

Naturerfahrungen anzubieten und ökologisch zu handeln, sind elementare Leitgedanken im täglichen Zusammenleben der Kinder und Erwachsenen im campus kinderhaus. Dies spiegelt sich sowohl im pädagogischen Konzept wie auch im Nachhaltigkeitskonzept der Einrichtung wider.

Pädagogisches Konzept:  Naturerfahrung, Wertschätzung und Verantwortung

Unser Ziel ist es, Kindern vielfältige begeisternde Erfahrungen in Natur und Umwelt zu ermöglichen, sodass sie daraus ein Verständnis für die Bedeutung der Natur entwickeln. Dieses frühe Heranführen an ökologische Themenstellungen ist für die spätere Übernahme von Verantwortung für die Natur unerlässlich. Nur das, was Kinder kennen, in ihrem Umfeld, der Natur spielerisch erfahren und mit allen Sinnen inkludiert haben, können sie auch entsprechend wertschätzen.

Die ursprüngliche Freude der Kinder sich der Welt und ihren Elementen – nämlich Erde, Wasser, Feuer und Luft – mit allen Sinnen zuzuwenden und sie zu erkunden, bildet zusammen mit den jahreszeitlich bedingten Naturerscheinungen eine Basis vieler Angebote auf dem Spielplatz, im Kinderhaus und in der näheren Umgebung.

Kinder spielen draußen besonders fantasievoll, konzentriert und ausgeglichen: ein besonderer Natureffekt.

Auf dem Spielplatz

Die Gruppenräume mit den großen Fenstern geben den Kindern die Möglichkeit die Natur zu allen Zeiten zu beobachten und sich spontan zu entschließen draußen zu sein und zu spielen. Denn die pädagogischen Fachkräfte haben die Kinder auch aus den Gruppenraumfenstern aufmerksam im Blick. 

Bauen & Konstruieren: Sich in der Natur einzurichten, mit Brettern, Baumscheiben, Tüchern, Erde, Pflanzen, Gräsern und Baumstämmen zu bauen, zu gestalten und auch „Rollenzuspielen“, sind sehr ursprüngliche Tätigkeiten, auch der Kinder im Kinderhaus.

Matschen & Entdecken: Beim Spiel an der Matschanlage und in einer gemeinsam mit Eltern gebauten, großzügigen Matschküche sammeln die Kinder ganzkörperliche Erfahrungen. Der hohe Grundwasserspiegel des Geländes bietet den Kindern zudem die Möglichkeit, mit geringem Buddeleinsatz auf Grundwasser zu stoßen, was sie freudig nutzen, geschützt in den hauseigenen schadstoffarmen Buddelhosen.

Ordnung & Unordnung: Die Natur hat ihre eigene Ordnung -, so auch die Erkundungsräume, die Kinder anregen zu entdecken und zu gestalten. „Wann ist ein Stück Holz unschöner Abfall, wann aber ein reizvolles Erkundungsmaterial?“ Wir versuchen unseren Blick dafür zu weiten und geben den Kindern Freiräume für solche Entscheidungen.

Gärtnern & Ernten: Ein Beet mit Kräutern, Gemüse und Blumen wird von den pädagogischen Fachkräften zusammen mit den Kindern gepflegt. Graben, Pflanzen, Säen und Ernten sind Tätigkeiten, die die Kinder begeistern. Obstbäume und -sträucher in Kinderhöhe laden im Herbst zur Ernte ein.

Natur beobachten & entdecken: Selbst gebaute Insektenhotels und Vogelhäuschen sowie Holzbretter und Baumscheiben gestalten unser Außengelände und laden Insekten und kleine Tiere ein, die die Kinder beobachten können. Auf unserem großen Hügel mit schwarzer Erde und reichlich Wildwuchs gibt es ebenfalls viel zu entdecken.

Weitere Tiererfahrungen: Im April 2023 entschlossen sich die pädagogischen Fachkräfte zu einem besonderen Projekt: Sie wollten den Kindern die Erfahrung, nämlich die Aufzucht von Hühnern ermöglichen und sie zu dauerhaften Mitbewohnern auf dem Spielplatz werden lassen. In der Gescherer Zeitung erschien dazu dieser Artikel.

Gefühlt sind sie gerade noch aus dem Ei geschlüpft und nun schon so groß, dass sie selber Eier legen. Welch ein wundervoller Naturkreislauf, den wir hier im campus kinderhaus von Anfang an, hautnah miterleben durften.

Doch wie sieht unser Alltag mit der Hühnergruppe aus?

Um es mit ein paar Worten zu beschreiben:
„Lebendig, aktiv, warmherzig, lustig, auffordernd, begeisternd, fürsorglich, kümmernd, sensibel, lecker.“

Nachdem unsere Küken geschlüpft und immer größer wurden, anschließend vom Kinderhaus auf die große Wiese gezogen sind und die Hähne in „hühnerliebende“ Familienhände gekommen sind, beleben unsere sechs Hühner den Alltag.

Hierbei geht es uns in erster Linie um das alltägliche Miteinander und nicht um ein zeitlich begrenztes Programm. Auf der großen Hühnerwiese, die auch den Kindern zum Spielen dient, wird das Zusammenspiel von Tier und Mensch spürbar.

Warum ist es für uns so wertvoll mit Hühnern zu leben?

In der Entwicklung des Selbstwertgefühls der Kinder ist dies von großem Wert. Alle Kinder waren beim Schlüpfen der Küken dabei. Sie konnten „hautnah“ mit ihnen „Groß“ werden. So wurde ein erstes feinfühliges Band geknüpft. Die Kinder haben gespürt, was es bedeutet, wenn sie sich zu den Küken/Hühnern in den Stall/auf die Hühnerwiese setzen. Mit ein wenig Geduld suchten die Küken/Hühner den Kontakt zu jedem Kind, was wiederum das Selbstwertgefühl bestärkte. Durch das Streicheln des weichen Federkleides und das Fühlen der Wärme eines Huhnes erleben die Kinder ein wohliges Gefühl von Verbundenheit und lassen Nähe zu, es wirkt beruhigend.

Die motorischen Fähigkeiten werden gefordert und gefördert, indem die Kinder z.B. lernen, mit wieviel Druck sie ein Huhn anfassen und auf ihren Schoß setzen dürfen. Sie lernen eine Handlung (Motorik) bewusst zu koordinieren, ohne das Huhn zu verletzen, also eine „nötige“ Feinfühligkeit zu entwickeln. Die Kinder lernen zu bemerken, wann es für das Huhn/Hühner zu viel wird oder wann sie z.B. nicht hochgehoben werden möchten (Einhaltung von Regeln im Umgang mit den Hühnern.) Damit lernen die Kinder den, „artgerechten“, dem Huhn zugewandten, Umgang kennen.

In die Pflege und Versorgung unserer Hühner werden alle Kinder eingebunden und lernen dadurch Mitverantwortung und Fürsorge für die Hühner zu übernehmen. Das ist eine wichtige Kompetenz hinsichtlich der Entwicklung von Verantwortungsgefühl, Sozialverhalten und Entscheidungskompetenz.

Sie erweitern ihr Wissen über die Hühnerwelt und sehen, was die Hühner fressen/trinken dürfen und was nicht oder was sie zudem gebrauchen, um gesund zu bleiben wie z.B. viel Nähe/Kontakt und Beschäftigung, denn Hühner sind sehr menschenbezogene Wesen. Ebenso beobachten unsere Kinder, dass sie gerne ein Sandbad nehmen und Schattenplätze aufsuchen, wenn es ihnen zu warm wird.

Das Gemeinschaftsgefühl der Kinder wird bestärkt, indem sie zusammen verantwortlich sind und darüber noch mit Eiern belohnt werden, die z.B. für das gemeinsame Frühstück als Rührei, Spiegelei oder gekochtes Ei auf dem Büffettisch serviert werden. „Mmmh, lecker!“

Bei uns sind alle Familien des campus kinderhauses eingeladen, unsere Hühner zu besuchen, besonders an den Wochenenden, freuen sich die Hühner darüber. So kann unsere Hühnerwiese zu einem festen Anlaufpunkt in der Freizeitgestaltung werden und die Verbundenheit der Kinderhaus Familien untereinander und mit dem Team stärken.

„An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen Familien für die Unterstützung mit unseren Hühnern (besonders an den Wochenenden) und dass wir es in dieser Form (er)leben dürfen.“

Zum Schluss möchten sich unsere Hühner noch vorstellen mit der Bitte:
„Kommt uns gerne besuchen. Hinter unserer Hühnerwiese verläuft ein Gehweg und von dort aus, habt ihr einen prima Blick 😉.“

Das sind WIR. Eine (rassen-) bunte Hühner- Gruppe:

Neue Ideen & Möglichkeiten, die die angrenzende Wiese zu einem besonderen Naturerlebnisort werden zu lassen sind in Entwicklung… und werden mit den Fachkräften und Eltern zeitnah ausgetauscht und sicherlich auch realisiert. Wie spannend… 

Im Kinderhaus

Erkunden & Gestalten mit Naturmaterialien: Bei Kreativangeboten geben wir den Kindern die Möglichkeit, vielfältigste Materialien zu erkunden. Aber auch hier achten wir auf einen ressourcen-schonenden Umgang. Naturprodukte – beispielsweise Ton und andere Erden, verschiedenste Papiere, Baumrinde, Steine, Ästchen, Tannenzapfen, Kastanien, Muscheln und Wolle, usw. sind dabei höchst attraktive, phantasieanregende Materialien und in ihrem Spielwert kaum zu überbieten. 

Auch die Farben der Einrichtung des Kinderhauses sind zurückhaltend in grün gehalten, um die Kinder für die Farben der Natur zu sensibilisieren und sie nicht mit grellen Farben zu überreizen.  

Ernten & Kochen: In unserer hauseigenen Küche, in der täglich frisch gekocht wird, haben die Kinder ausgiebig Gelegenheit den Prozess vom frisch geernteten, rohen Gemüse bis zur leckeren Mahlzeit wahrzunehmen und sich altersentsprechend daran zu beteiligen. Zum Beispiel gehört das Mahlen oder Flocken von Getreide zum selbstverständlichen Alltag. Und natürlich ist der Weg zum Hühnerstall, das Entdecken der Eier und deren   Verarbeitung, zum Beispiel zu Rührei, bis zur Präsentation auf dem Büfett eine wertvolle Folge von „Naturerfahrungen“.

Müll vermeiden & verwerten: Den größten Teil ihrer täglichen Abfälle bringen die Kinder selbstständig zu den Mülltonnen. Dadurch haben sie Einblick in die aufkommende Menge und gewinnen Verständnis für die Vermeidung von Müll. 

Wie wertvoll „Müll“ andererseits auch sein kann, erfuhren die Kinder durch das Projekt mit Eierkartons.

Wochenlang stifteten die Kinder ihre Eltern und Großeltern dazu an Eierkartons zu sammeln, die schließlich in der „Bewegungsbaustelle“ zum Einsatz kamen. Das begeisternde Projekt begann: Kreatives Planen, Bauen (eine Höhe von 2,70 m wurde erreicht…), Umbauen, Überbauen, schließlich der „Rückbau“, faszinierte Kinder aller Altersstufen. 

In der näheren Umgebung

Regenrückhaltebecken: Der Spielplatz und die angrenzenden Gruppenräume bieten Sicht auf ein großes Regenrückhaltebecken, was ein eigenes Biotop bildet. Hier grasen fast ganzjährig Schafe, die zu sehen und zu hören sind.

Wald-Spielort: Bei regelmäßigen Spaziergängen, zum Beispiel in den nahegelegenen Wald, der auch einen Bachzugang hat, sammeln die Kinder ausgiebige Naturerfahrungen. Dort befindet sich auch ein von Bäumen überdachter Spielplatz mit einer Vielzahl von Kletter- und Balanciergelegenheiten aus Naturmaterialien.

Bauernhöfe: Der Kontakte zu ortsansässigen Bauern ermöglicht es, auch dort spannende Natur-, Tier- und Pflanzenwelten zu erleben und zu begreifen.

Sandgrube: Ein Ausflug zu einer großen Sandgrube mit Buddel-, Kletter- und Rutschmöglichkeiten ist ein alljährliches Ausflugsziel mit allen Eltern und Kindern unserer Einrichtung. 

Nachhaltigkeitskonzept der Einrichtung

Die pädagogischen Fachkräfte sind bei den Fragestellungen der ökologischen Erziehung in der Vorbildfunktion. Durch unser Verhalten können wir richtungsweisend für die Kinder sein und so ein Bewusstsein für Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit schaffen. Wir bemühen uns auch bei kleinen Entscheidungen des Alltags den Umweltschutz zu berücksichtigen.

  • Gebäude: Das Gebäude des Kinderhauses wurde aus Holz errichtet und entspricht den aktuell höchsten ökologischen Standards. 
  • Möbel & Spielmaterial: Bei der Anschaffung von Spielmaterialien, Möbeln und Büroartikeln sind deren Bestandteile, Langlebigkeit und Vielseitigkeit wichtige Anschaffungskriterien. So werden auch Gegenstände vom Flohmarkt gern genutzt, sofern sie den Sicherheitsbestimmungen und Hygienevorschriften entsprechen. Viele Möbel in der Einrichtung, wie z. B. die Sitzhocker der Kinder, sind flexibel einsetzbar, indem sie als Sitzmöbel, Materialkisten oder auch als Bausteine genutzt werden können. Um genügend Schallschutz zu gewährleisten, wurden Stoffbausteine angeschafft, die auch eine Funktion als Spielmaterial, Bauelemente, Trennwände und Sitzgelegenheiten erfüllen. Um Materialien aufzubewahren, nutzen wir wiederverwertbare Taschen, Beutel oder Behältnisse. Sogenannte „Wetbags“ ersetzen Plastiktüten. Sonnencreme, natürlich „Toxfox“ geprüft mit höchstem Lichtschutzfaktor, „eine für alle“, entnehmen wir aus großen Spendern, eine gute Entscheidung, auch um Müll zu sparen.
  • Lebensmittel: Unsere Küche wird von einem nahegelegenen Biofachhandel mit biolandzertifizierten Lebensmitteln aus regionaler Herkunft beliefert. Auch aus ökologischen Gründen stehen nur einmal wöchentlich Fisch und Fleisch auf dem Speiseplan. Auf den Einsatz von Geschmacksverstärkern, künstlichen Farbstoffen und anderen Zusatzstoffen wird bei uns, wie auch in der Vollwertküche grundsätzlich üblich, verzichtet. Zucker gibt es in sehr reduzierter Form, während frischgemahlenes Mehl täglich den Speiseplan bereichert. Bei der Verarbeitung und Aufbewahrung von Lebensmitteln wird auf Nachhaltigkeit geachtet, so verwenden wir, z.B. keine Frischhaltefolie oder Alufolie.
  • Reinigungsmittel: Unsere Reinigungsmittel beziehen wir, aus dem ortsansässigen „Unverpacktladen“. Hier können u.a.  schadstofffreiere Gebrauchsmittel verpackungsfrei bezogen werden.
  • E-Mobilität: Für die Erzieher*innen besteht die Möglichkeit ihre E-Fahrzeuge kinderhausnah und kostenlos aufzuladen.